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Zum Ende der Seite springen 24.08.2005 - Gesamtbericht Hochwasser
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Gerhard Sampt
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blaulicht 24.08.2005 - Gesamtbericht Hochwasser Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hochwassereinsatz in Judendorf-Straßengel

Nachdem es am Samstag, den 21.08.2005 gegen Nachmittag zu regnen begann und die Niederschlagsmengen immer größer wurden, war es auch bei uns soweit, dass am Sonntag um ca. 12:00 Uhr, erste Kanäle die Wassermassen nicht mehr fassen konnten und erste Bäche aus den Ufern traten. Nachdem bereits mehrere Feuerwehren in unserem Abschnitt im Hochwasser-Einsatz waren, wurde auch bei uns über Florian Graz-Umgebung um 12:34 Uhr Sirenenalarm ausgelöst. Gab es zuerst nur einzelne kleine Überschwemmungen bzw. überflutete Keller, so spitzte sich gegen 15:00 Uhr die Lage dramatisch zu.

Immer mehr Notrufe gingen in der Bezirksalarmzentrale ein, aber auch direkt bei uns im Rüsthaus wurden immer mehr Anrufe verzeichnet. Unsere Feuerwehr war zu diesem Zeitpunkt bereits mit allen Fahrzeugen und insgesamt 27 Mann im Einsatz. Im Rüsthaus wurde eine provisorische Einsatzzentrale errichtet. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits 42 Aufträge für Pumparbeiten, Sicherungsarbeiten, Errichtung von Straßensperren und überlastete Fäkalienkanäle. Im Ortsteil Kugelberg kam es zu einer Hangrutschung, dabei rutschten riesige Erdmassen auf ein Haus und weitere Erdmassen drohten nachzurutschen.

Im Auffangbecken an der Grenze zur Gemeinde Gratwein konnten die Wassermassen nicht mehr gehalten werden und drohten überzulaufen und in die angrenzenden Siedlungen zu fließen. Nachdem davon auszugehen war, dass die Situation sich weiter verschlechtern würde, wurden vom Einsatzleiter HBI Sampt über die Bezirksalarmzentrale weitere auswärtige Feuerwehrkräfte angefordert. Zur Unterstützung trafen in weiterer Folge die Feuerwehren Hart-Albersdorf, St. Radegund, Fernitz, Haselbach, Eggersdorf, Hausmannstätten, Kumberg und Großstübing mit insgesamt 60 Mann beim Rüsthaus ein und wurden von dort zu den jeweiligen Einsatzorten dirigiert.

Hauptaufgabe war es zuerst durch Pumparbeiten große Wassermengen aus dem Auffangbecken abzupumpen um die angrenzenden Siedlungen nicht zu gefährden. Dieser Einsatz wurde gemeinsam durch HBI Pichler (FW Gratwein) und BM Konrad Bernhard geleitet. Dabei waren rund 50 Mann eingesetzt. Die Hangrutschung bedurfte einer Beurteilung durch einen Sachverständigen der Landesregierung, welcher von uns angefordert wurde.

Zahlreiche Straßen waren überflutet und daher unpassierbar geworden. Die restlichen Kräfte konzentrierten sich auf das Auspumpen von Kellern, Garagen und Nebengebäuden. Durch die hohe Anzahl von überfluteten Objekten kam es teilweise zu langen Wartezeiten und einige Anrufer machten sich bei der Einsatzleitung im Rüsthaus Luft über zu lange Wartezeiten, zu klein dimensionierte Kanäle und vieles mehr. Die eingesetzte Mannschaft war daher nicht nur physischen sondern auch psychischen Belastungen besonders ausgesetzt. Mit Ruhe wurde den erbosten Anrufern die Lage erklärt und die meisten waren einsichtig und froh dass es nur zu Sachschäden und keinerlei Personenschaden gekommen war. Die Einsatzleitung wurde am Nachmittag bereits durch Bgm. Mulle verstärkt, welcher im Ort unterwegs war und uns bei der Lagebeurteilung half.

Des weiteren wurde auch der Anstieg des Wasserpegels in der Mur akribisch beobachtet um im Ernstfall früh genug entsprechende Schritte setzen zu können und die Anrainer zu warnen. Am Abend gegen 20:00 Uhr konnten die letzten Feuerwehren welche uns zur Unterstützung zugeteilt waren, abrücken und mussten teilweise in ihren eigenen Löschbereichen mit dem Hochwasser kämpfen. Gegen 22:00 Uhr konnte auch unsere Feuerwehr den Einsatz vorerst beenden und Fahrzeuge und Geräte notdürftig versorgen und reinigen.

Nachdem HBI Sampt bei seiner Kontrolle der Mur am Montag um 06:00 Uhr feststellen musste, dass ein Überlaufen drohte, entschied dieser gemeinsam mit Bgm. Mulle dass neuerlich Alarm für die Feuerwehr Judendorf-Straßengel ausgelöst wird und mit Sicherungsarbeiten begonnen wird. Es wurden dafür Sandsäcke befüllt und so ein Abfließen der Mur beim Fußgängerübergang nach Gratkorn in Richtung Ringsiedlung verhindert.

Dafür wurden rund 6 Tonnen Sand in Sandsäcke gefüllt und diese dementsprechend aufgestapelt. Weiters waren Baumteile in der Plankenwartherstrasse auf eine Stromleitung gefallen und erforderten einen weiteren Einsatz. Im Laufe des Tages galt es weitere Keller auszupumpen und Fahrzeuge und Geräte wieder zu reinigen und einsatzbereit zu machen.

Abschließend kann berichtet werden, dass im Zeitraum zw. Samstag 14:00 Uhr und Montag 20:00 Uhr rund 125 l pro Quadratmeter Niederschlag gefallen sind. Der Wasserstand der Mur ging im Laufe des 22.08.2005 ständig zurück und es konnte vorerst Entwarnung gegeben werden.

Die eingesetzten Kräfte konnten um 20:00 Uhr erst einmal nach Hause gehen und sich von den Strapazen erholen.
Ich möchte mich bei allen uns zur Hilfe zugeteilten Feuerwehren hiermit nochmals herzlich bedanken und es aber auch nicht verabsäumen meiner eigenen Mannschaft für ihren Einsatz in den letzten Tagen danke zu sagen!

HBI Sampt Gerhard







Gerhard Sampt hat diese Bilder (verkleinerte Versionen) angehängt:
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24.08.2005 09:33
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